Während viele Einwohner Portugals die Beantragung der Staatsbürgerschaft als eine Möglichkeit ansahen, die immer zur Verfügung stand, könnte jetzt der Zeitpunkt der Antragstellung den Unterschied ausmachen. Diejenigen, die in Frage kommen oder kurz davor stehen, die Kriterien zu erfüllen, sollten in Erwägung ziehen, die Einreichung ihres Antrags zu beschleunigen.
Das aktuelle Gesetz
In Portugal lebende Ausländer können die portugiesische Staatsbürgerschaft durch Einbürgerung beantragen, wenn sie fünf Grundvoraussetzungen erfüllen:
1. Sie müssen volljährig sein oder nach portugiesischem Recht die Volljährigkeit erreicht haben;
2. Sie müssen sich seit mindestens fünf Jahren rechtmäßig in Portugal aufhalten;
3. Nachweis ausreichender Kenntnisse der portugiesischen Sprache;
4. Keine strafrechtliche Verurteilung mit einer Strafe von drei Jahren oder mehr;
5. Keine Gefahr für die nationale Sicherheit oder die öffentliche Ordnung.
Dieses System hat Portugal zu einem der zugänglichsten EU-Länder für Einwanderer gemacht, insbesondere für Staatsangehörige aus lusophonen (portugiesischsprachigen) Ländern. Diese Liste von Anforderungen wird sich jedoch bald ändern.
Der Vorschlag: Strengere Regeln stehen bevor
Im Juni brachte die portugiesische Regierung den Gesetzentwurf Nr. 1/XVII/1.ª ein, der umfangreiche Änderungen des Staatsangehörigkeitsrechts vorsieht, insbesondere im Hinblick auf die Einbürgerung. Zu den Änderungen gehören längere Wohnsitzanforderungen: ein allgemeines Minimum von zehn Jahren, das für CPLP-Bürger auf sieben Jahre gesenkt wird.
Es wird eine neue Regelung für den Beginn der Zählung der Aufenthaltsdauer eingeführt. Die Uhr beginnt mit dem Ausstellungsdatum des ersten gültigen Aufenthaltstitels, nicht mit dem Datum der Antragstellung oder der biometrischen Daten.
Es werden strengere Integrationsanforderungen gestellt, wie z. B. **ein** Verständnis der portugiesischen Kultur, Rechte und Pflichten, **ein** Bekenntnis zu den demokratischen Werten und der portugiesischen Verfassung und **eine** formelle Loyalitätserklärung.
Nach dem derzeitigen Gesetz schließen nur Verurteilungen mit einer Strafe von drei Jahren oder mehr einen Bewerber für die Staatsbürgerschaft aus. Der Vorschlag sieht vor, dass jede noch so kurze Haftstrafe den Antrag blockieren kann.
Und wenn ein eingebürgerter Bürger innerhalb von zehn Jahren nach der Verleihung der Staatsbürgerschaft eine schwere Straftat begeht (die zu einer Freiheitsstrafe von mehr als fünf Jahren führt), kann **ihre** Staatsbürgerschaft durch Gerichtsbeschluss entzogen werden.
Mit diesen Änderungen soll sichergestellt werden, dass nur langfristig ansässige und gut integrierte Personen die portugiesische Staatsbürgerschaft erhalten, aber sie erschweren das Verfahren auch erheblich.
Rückwirkende Anwendung und Kontroverse
Obwohl das Gesetz noch nicht verabschiedet ist und erst im September 2025 im Parlament debattiert wird, möchte die Regierung, dass es für alle Anträge gilt, die am oder nach dem 19. Juni 2025 eingereicht werden. Dieser rückwirkende Ansatz ist umstritten.
Verfassungsrechtsexperten und mehrere politische Parteien **sagen, dass eine solche Bestimmung** gegen die portugiesische Verfassung verstößt, insbesondere gegen den Grundsatz des Vertrauensschutzes, der Personen schützt, die nach dem geltenden Recht in gutem Glauben gehandelt haben.
Kritiker argumentieren, dass diejenigen, die die fünfjährige Wohnsitzregel jetzt oder vor dem 19. Juni erfüllen, nicht bestraft werden sollten, weil die Regierung rückwirkend strengere Regeln anwenden will.
Es ist noch Zeit, und das Gesetz ist noch nicht verabschiedet. Aber wenn man bis nach September wartet, könnte man bestraft werden, und die Antragsteller müssten mit strengeren Vorschriften, längeren Wartezeiten und unsicheren Rechtsstreitigkeiten über die Anspruchsberechtigung rechnen.
Noch keine Übergangsregelungen
Bislang hat die portugiesische Regierung keine Übergangsfrist für Einwohner eingeführt, die kurz vor der Erfüllung der Fünfjahresfrist stehen. Dies hat in den Einwanderergemeinschaften Frustration und Angst ausgelöst.
Zwar wird das Parlament möglicherweise eine solche Maßnahme in Erwägung ziehen, doch bis eine Übergangsklausel bestätigt ist, besteht der beste Schutz darin, einen Antrag zu stellen, bevor die vorgeschlagenen Änderungen des Staatsangehörigkeitsgesetzes verabschiedet werden.
Zu beachtende praktische Schritte
Wenn Sie die Voraussetzungen erfüllen oder in Kürze fünf Jahre legalen Aufenthalts erreichen (oder diesen Meilenstein vor dem 19. Juni 2025 erreicht haben), empfiehlt es sich, einen Antrag zu stellen, bevor das Gesetz in Kraft tritt.
Überlegen Sie:
1. Überprüfen Sie Ihre Aufenthaltsgeschichte, um sicherzustellen, dass Sie seit fünf Jahren legal in Portugal leben.
2. Zusammenstellen von Unterlagen: Dazu gehören Ihr Reisepass, Ihre Aufenthaltsgenehmigung, Ihr portugiesisches Sprachzertifikat, Ihr Strafregisterauszug und Ihr Wohnsitznachweis.
3. Lassen Sie sich von einem Anwalt für Einwanderungsrecht beraten, um die Anspruchsberechtigung zu bestätigen und Fehler zu vermeiden, die Ihren Antrag verzögern könnten.
Abschließende Überlegungen
Das vorgeschlagene Gesetz ist zwar strenger, aber noch nicht endgültig. Der Gesetzesentwurf kann sich im Laufe der parlamentarischen Beratungen noch ändern, und es sind verfassungsrechtliche Anfechtungen möglich. Bei Anträgen, die vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes eingereicht werden, ist es jedoch weniger wahrscheinlich, dass die vorgeschlagenen strengeren Kriterien Anwendung finden. Wägen Sie Ihre Situation, die Bereitschaft zur Dokumentation und Ihre Risikobereitschaft ab, bevor Sie entscheiden, wann Sie einen Antrag stellen.
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